Endlich hab ichs mal geschafft. Seit langem wollte ich schon mal zum Äthiopier essen gehen. Schon so viel gehört, schon so viel Wasser im Mund gehabt deswegen.
Gestern wars nu endlich so weit. Und als Düpferl auf dem i waren wir auch noch 12 Leute. So was is doch in größerer Runde irgendwie mehr eventmässig.
Also sind wir (nach, für Wochenenden absolut anzuratender, Reservierung) gestern ins Blue Nile 2 in der Viktor-Scheffel-Straße gefahren.
Beim Betreten des Restaurants bemerkt man sofort die liebevoll-detailliert-gemütliche Einrichtung.
Zum Essen habe ich mir mit zwei Freunden eine gemischte Hauptspeisenplatte für drei Personen (10€ je Person) geteilt, um einen möglichst breiten Überblick über das Speisenangebot zu gewinnen.
Die erste Überraschung kam mit dem Servieren des Essens. Es wird auf großen, runden, mit einer Art Bast-Sombrero abgedeckten, Platten serviert. Auf den Platten sind jeweils mehrere der Bestellten Gerichte untergebracht. Das hat einen einfachen Grund. Diese Platten kann man auf dem Tisch sehr leicht drehen und so von den unterschiedlichen, darauf untergebrachten Gerichten probieren.
Alle Gerichte sind in dicken-würzig-aromatischen Soßen untergebracht. Bei uns waren auf der Platte(von links oben, gegen den Uhrzeigersinn): Rindfleisch mit Zwiebeln in milder Soße, Hähnchenschenkel und (ganze gekochte Eier) in scharfer Soße, scharfe Kartoffeln mit Weißkraut (zu den scharfen Essen gab es Frischkäse um den Schärfeeindruck zu bekämpfen), Kirchererbsen, Linsen, Grünkohl und Lamm mit Zwiebeln. Dazu befindet sich noch einmal das scharfe Hähnchen als weiteres Gericht eines Kumpels auf der Platte.
Wie schon auf dem Foto zu erkennen liegt das Essen nicht direkt auf den Platten, sondern auf  irgendwelchen Fladen. Bei genauerer Betrachtung stellen diese sich als Sauerteigbrotfladen heraus, welche noch eine weitere Rolle spielen. Hier wird nicht mit Besteck gegessen, sondern mit den Händen.
Und das funktioniert so:  zusätzlich zu den Platten bekommt man immer noch einen Teller mit ebendiesen Sauerteigfladen. So einen schnappt man sich, rupft  ein Stück ab, nimmt es mit Daumen, Zeige- und Ringfinger und krallt sich damit einfach was vom Teller. Das ist auch der Grund, warum die Soßen alle so dickflüssig sind. Anders könnte man sie gar nicht essen.
Witzig zu erwähnen ist auch die ungewöhnliche Konsistenz dieser Sauerteigfladen. Als ich meinen ersten in die Hand nahm musste ich sofort an so Schwammtücher zum Geschirrspülen denken. Nur weicher. Und wie sich herausgestellt hat: Auch leckerer 🙂 .
Naja so hat sich dann auch schlussendlich ergeben, dass die Platte (fast) leergeputzt war.
Als Nachtisch habe ich noch eine Mangocreme mit Joghurt gegessen und einen gewürzten äthiopischen Kaffee getrunken.
Mein Fazit: Das Essen ist absolut ungewöhnlich. Mal was total anderes und ein absolutes Erlebnis. So zu essen macht unglaublich Spass und ist unglaublich kommunikativ. Geschmacklich taucht man einfach in eine andere Welt ein. Ungewohnt. Aber unglaublich lecker.
Das Fladenbrot hat einen sehr intensiven, leicht säuerlichen Eigengeschmack, welcher in meinen Augen zeitweise gefährlich den Geschmack der, damit gepackten, Gerichte überlagert und überdeckt.  Bei sparsamem Umgang mit dem Fladen ergänzt er aber den Geschmack der Zutaten angenehm.
Die Mangocreme war sehr süß, aber man hat sich gleich in exotische Gefilde versetzt gefühlt. So muss das sein. Der Kaffee war ein heißes, schwarzes, mit Kardamom und anderen Gewürzereien aromatisiertes Erlebnis. Es schieden sich nur die Geister, ob man ihn mit oder ohne Zucker trinkt. Aber das is jedermann selbst überlassen.
Äthiopisch essen ist nichts für jeden Tag, aber für besondere Anlässe eine besondere Gelegenheit. Ich werde bestimmt noch mal wieder kommen 😉
P.S.: Sorry für die schlechte Bildqualität, aber ich hatte mal wieder nur das Handy dabei